Die Idee...

Den Landtag mit den Augen einer Volontärin entdecken: Während meines zweijährigen Volontariats in der Pressestelle des Schleswig-Holsteinischen Landtags könnt ihr mir in diesem Blog virtuell über die Schulter schauen. Euch erwarten persönliche Eindrücke und kleine Anekdoten aus meinem Arbeitsalltag und dem politischen Geschehen. Viel Spaß beim Lesen!

Freitag, 23. Dezember 2016

Saubere Kaffeetassen zum Weihnachtsfest

Die vorweihnachtliche Stimmung hat den Landtag erreicht. Schon von der Straße aus ist es gut zu erkennen: Mit jedem Tag, den es auf das Fest zugeht, leuchten in den Fenstern des Landeshauses weniger Lichter. Die Pförtner haben Zeit für ein Pläuschen, in der Eingangshalle begrüßt ein imposanter Weihnachtsbaum alle Mitarbeiter und Besucher und in den Büros locken weihnachtliche Leckereien auf den Tischen – Kerzen sind leider streng verboten.

Arbeitstechnisch geht es täglich entspannter zu: Der Maileingang ist überschaubarer, sogar in der Pressestelle klingelt das Telefon seltener und nach und nach verabschieden sich die Kollegen mit den üblichen guten Wünschen zum Jahresende in den Urlaub. Wer noch nicht in den Ferien ist, hat Zeit, seinen Arbeitsplatz aufzuräumen. Während mein Kollege damit beschäftigt ist, endlich seinen Berg an Kaffeebechern abzuwaschen, blicke ich auf meine ersten Monate als Volontärin zurück. Ich reflektiere meine ersten Artikel und sortiere meine Arbeitsunterlagen, auch für intensivere Übungen ist nun Zeit.

Auch im Politikbetrieb ist in den Tagen vor Weihnachten weniger los. Ein Blick in den Terminkalender zeigt: Kaum noch Verpflichtungen für den Landtagspräsidenten, die Besucherzahl nimmt stetig ab, und während sonst von Dienstag bis Donnerstag bis zu sechs Ausschüsse tagen, sind in dieser Woche nur zwei Sitzungen angesetzt. In den Fraktionen überwiegt nach ausgiebigen Weihnachtsfeiern ebenfalls der Wunsch, es ruhiger angehen zu lassen. 

Getrübt wird die vorweihnachtliche Stimmung am schwarzen Brett vor der Kantine: Am Freitag geschlossen. Für Mitarbeiter, die bis zum letzten Tag vor Heiligabend die Stellung halten, eine böse Überraschung.

Egal, gleich kehrt auch bei mir am Schreibtisch Ruhe ein. Die letzten Zeilen sind getippt, der PC wird heruntergefahren. Zum letzten Mal in diesem Jahr werde ich meine Schreibtischlampe ausschalten. Ein Licht weniger, das in den Fenstern des Landeshauses leuchtet. In diesem Sinne wünsche ich euch ein ruhiges und schönes Weihnachtsfest und einen guten Start in das neue Jahr!

Montag, 19. Dezember 2016

Vorbereitung einer Landtagssitzung

Es ist Mittwoch, 9:55 Uhr. Der Gong hallt durch das ganze Landeshaus und die Abgeordneten folgen seinem Ruf in den Plenarsaal. Im Gang vor der Pressestelle stehen Stehtische mit Häppchen und Süßigkeiten und im Büro ertönt der spirituell angehauchte "Körperzellen Rock" – eindeutige Indizien für den Beginn der Landtagssitzung. Für die zehnte und letzte Tagung des Jahres haben sich die Stenografen, die sich vor jeder Plenarsitzung ein Buffet im Flur aufbauen, besonders ins Zeug gelegt. Kekse, Kuchen, Muffins – es riecht nach Weihnachten und ich kann kaum widerstehen, mir im Vorbeigehen etwas Leckeres in den Mund zu stecken. Und das Körperzellen-Tanzlied, für mich als Neuling ebenfalls besonders, für die drei Kollegen in der Onlineredaktion gewohntes Ritual: Mit einer 100-prozentigen Ohrwurm-Garantie stimmt es uns auf drei lange Tage Plenarberichterstattung ein. 

Während der Sitzungstage berichten wir über jede Debatte. Bei rund 20 Debatten und 40 bis 50 Tagesordnungspunkten an drei Tagen ist das keine leichte Aufgabe. Die Hauptarbeitszeit für die Onlineredaktion ist allerdings vor Beginn des Plenums. Auf der Landtags-Homepage werden unter plenum-online die aktuelle Tagesordnung, der Zeitplan und die Themen der Debatten webgerecht aufgearbeitet. Zu jedem Thema erscheint ein Vorbericht. Das bedeutet für uns: Die Anträge der Fraktionen lesen, das Juristendeutsch verstehen und übersetzen, Anknüpfungen zu vergangenen Debatten suchen, weitere Informationen recherchieren und am Ende einen allgemeinverständlichen Hintergrundtext verfassen. Klingt einfach? Ist es aber nicht!

Meine Aufgabe war es, einen Antrag zum Thema Wohnungsbau zu bearbeiten. Lesen ist das eine. Zu verstehen, was mit "Verzicht auf einen einheitlichen Siedlungsrahmen" und "restriktive Vorgaben für die wohnbauliche Entwicklung der Gemeinden" gemeint ist, das andere. Für die Recherche wälzte ich den 130 Seiten langen Landesentwicklungsplan bis mir die Übersetzung gelang. Am Ende war es doch ganz einfach: Gemeinden sollen selbst entscheiden können, wie viele neue Wohnungen sie bauen. Nach einigen Stunden Recherche freute ich mich über das Ergebnis und schrieb einen kurzen Hintergrundbericht. Die Erkenntnis: Durch die Einarbeitung in komplizierte Themen wie dieses lerne ich Stück für Stück neue Details der facettenreichen schleswig-holsteinischen Landespolitik kennen.

Dienstag, 13. Dezember 2016

Die ersten Eindrücke aus dem Landtag

Eine Kommunalpolitikerin, die mit ihrem Auto statt in die Einfahrt versehentlich die großen Steinstufen vor dem Landtag herunterfährt, ein Politiker, der im Eifer eines Wortgefechts während einer Ausschusssitzung ein Einreiseverbot für Wildvögel fordert oder die Problematik der optimalen Wohlfühltemperatur im Büro: Hier ist ganz schön was los im Landtag.

Seit drei Monaten ist mein Arbeitsplatz nun im altehrwürdigen Kieler Landeshaus, der einstigen kaiserlichen Marineakademie an der Förde. Als Politikwissenschaftlerin und gebürtige Schleswig-Holsteinerin, die schon als Jugendliche mit ihren Eltern über die Landespolitik diskutiert hat, habe ich hier den perfekten Einstieg ins Berufsleben gefunden: ein Volontariat im Referat für Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement, der Pressestelle des Landtages.


Ich erinnere mich noch genau an die ersten Wochen im September als der Spätsommer sich von seiner schönsten Seite zeigte. Vor den Fenstern spiegelte sich die Sonne auf dem Wasser, während wir drinnen auf den Bürostühlen schwitzten. Die sommerliche Stimmung war auch unter den Kollegen zu spüren. Sie haben mich herzlich empfangen als ich - ein wenig stolz - meinen ersten eigenen Arbeitsplatz bezog. Jeden Morgen das imposante Gebäude betreten, von den Pförtnern begrüßt werden und mit meiner Zugangskarte "einchecken" so wie die Abgeordneten: Das hat schon was. Jetzt bin ich wirklich nah dran an der Politik.


Nach nur zweieinhalb Wochen ging es für mich weiter an die Akademie für Publizistik in Hamburg. Der Landtag legt viel Wert auf eine fundierte Volontärsausbildung. Also habe ich gepaukt: vier Wochen journalistisches Handwerkszeug von A bis Z. Wie schreibe ich eine Nachricht? Wie führe ich ein gutes Interview? Was muss ich bei Bildunterschriften beachten? Unsere Dozenten hatten ein umfangreiches Programm vorbereitet.


Zurück in Kiel konnte ich das erworbene Wissen verfeinern und mich in die Arbeitsabläufe der Pressestelle einarbeiten. Nach einer Einführung in die Technik und die inhaltliche Gestaltung der Landtags-Homepage durfte ich auch praktisch loslegen: Veranstaltungen ankündigen und begleiten, aus dem Untersuchungsausschuss berichten und in der Redaktion der Landtagszeitschrift die Grundregeln der politischen Berichterstattung kennen lernen. Besonders spannend: die Vorbereitung einer Plenarsitzung im Landtag. Wie viel Recherche dahintersteckt und was ein spirituelles Tanzlied damit zu tun hat, dazu mehr in der nächsten Woche.